Autor: Behr, Friedrich, Schwarz, Eduard, Frohnmeyer, Immanuel
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
24 Einleitung. B. Die hauptsächlichsten Bodengestalten der Erdoberfläche.
aus dem Odenwald hervor seine schwäbischen Gewässer in den Rhein ergießt. Denn
da liegt gerade Mannheim, und hat daher für großartige Stromschisfahrt und
Binnenhandel eine außerordentlich günstige Lage. Außerdem ist die Gegend, weil
bereits viel südlicher als Norddeutschland, um so viel wärmer und fruchtbarer, und
an den Berghalden beider Gebirge, besonders der Hardt, wächst ein Vortreff-
licher Wein.
Es bewegt sich daher in Mannheim ein sehr bedeutender Verkehr. Den Rhein-
Hafen sucht eine ganze Flotte von großen Flußschiffen und Dampfbooten, die den
Rhein hinab- und herauffahren. Sodann vereinigen sich mehrere große Straßen-
züge daselbst und einige Eisenbahnen. In wenigen Tagen ist man per Dampfschiff
in London, in einem Tag per Dampfwagen in Paris; durch die ganze Rheinebene
ziehen von Frankfurt und Mainz bis Basel die große badische und die Elsässerbahn;
eine vierte Bahn geht von Bruchsal aus ostwärts, durch Württemberg und Bayern,
Wien zu. Sodann führt zu Wasser die genannte Seitenader des Verkehrs, der
Neckar, eine Menge Reisender und Handelsgüter herzu. Daher herrscht hier bereits
ein großartiger Verkehr, und Mannheim ist eine der bedeutendsten Handelsstädte
am Rhein.
In derselben großen Rheinthalebene liegt weiter aufwärts Karlsruhe,
die Haupt- und Residenzstadt des badischen Landes. Doch herrscht hier nicht
der große Verkehr. Denn Karlsruhe liegt nicht am Rhein, überhaupt an keinem
Gewässer; die Stadt ist erst im Jahre 1715 an der Stelle eines Jagdschlosses
zwischen die großen Walduugeu fast mitten in die Rheinebene hingebaut. Zudem
ist die Ebene dort öder, das Erdreich teils sandiger, teils sumpfiger, die Luft des
Sommers fast unleidlich schwül. Die Kultur hat die etwas öden Umgebungen in
freundliche Gärten und Anlagen umgeschaffen, dennoch bleibt der ermüdende Eindruck
der unabsehbaren Ebene. Zwar begränzen das Rheinthal auch hier die beiderseitigen
Erhebungen in Ost und West; allein die überrheinische Bergreihe ist wegen zu
großer Ferne nicht mehr wohl sichtbar, und die der östlichen Seite ist wenig er-
hoben, da gerade dort der Schwarzwald sein Ende erreicht. Doch ist der Anblick
der nahen, nur eine Stunde weit hinter Durlach aussteigenden Höhen bereits dem Auge
wohlthätig, und mindert die sonstige Einförmigkeit der großen Fläche. Karlsruhe
ist eine moderne Stadt des Hofes und der Staatsbehörden; doch hat die große
Rheinthalbahn, an der es liegt, auch ihren Verkehr erhöht.
Weiter hinauf liegt von größeren Städten in derselben Rheinebene Rastatt,
die große deutsche Festung, kurz vor der Mündung der Mnrg in den Rhein; weiter
oben Straßburg, am Fuße des linken Rheingebirges, der Vogesen, und in der
Nähe des Rheins; daher hier wiederum großer Verkehr herrscht, besonders weil es
die große Eingangsstation aus Süddeutschland nach Frankreich ist.
Auch Freiburg liegt noch in der Ebene des Rheinthales, zwar ziemlich höher,
aber auch südlicher und weniger offen, darum im Winter wärmer als Karlsruhe,
und im Sommer nicht so schwül. Denn Freiburg liegt am Fuße des höchsten
Schwarzwaldes, vor der Mündung eines Bergthales zwischen zwei Vorhöhen des
Gebirgs, an einem Bergflusse. Es hat somit eine schon zum Bergland gehörige Lage
und nimmt Teil an all dem, was das Gebirge vor der Ebene voraus hat.
8 18. Ebenso ist auch Basel, bekanntlich die erste Schweizer Stadt von dieser
Seite her, noch in der großen Ebene des Rheinthals gelegen, und zwar am Beginn
derselben, an ein^m auf der Erdoberfläche sehr ausgezeichneten Punkte. Dort ist es
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Ortsnamen: Odenwald Rhein Mannheim Norddeutschland Mannheim Rhein London Paris Frankfurt Mainz Basel Bruchsal Württemberg Bayern Wien Mannheim Rhein Rheinthalebene Karlsruhe Karlsruhe Rhein Rheinebene Ost Durlach Karlsruhe Rheinebene_Rastatt Rhein Rheingebirges Rheins Frankreich Freiburg Rheinthales Karlsruhe Freiburg Basel Rheinthals
Autor: Behr, Friedrich, Schwarz, Eduard, Frohnmeyer, Immanuel
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
66 Einleitung. B. Die hauptsächlichsten Bodengestalten der Erdoberfläche.
und Montavon. Dieses Obere Rheinthal ist bereits der Übergang aus dem Quell-
lande der Hochalpen zu dem Mittellaufe des Stromes, — es hat sogar schon Weinbau.
§ 65. Im Mittellaufe bricht der Fluß nach seinem Austritt aus dem
Bodensee, in welchem er seine trüben Gewässer abklärt, zuerst in einem Querthal
des Jura und darauf zwischen Schwarzwald und Jura durch bis- Basel, wie
schon oben § 41 und 42 auseinandergesetzt wurde. Bei Basel, wo er seinen
Lauf nach Norden richtet, tritt er in die Oberrheinische Tiefebene, ein
großes Längenthal zwischen Vogesen und Schwarzwald, das sich bis Mainz und
Bingen erstreckt. In diesem breiten Thale spaltet er sich in zahllose Arme, und
bildet im Verein mit den ihm von den begleitenden Gebirgen zuströmenden
Gewässern eine Menge Werder, Sandbänke und Inseln. Die Städte, also auch
die Straßen, sind daher nicht an den sumpfigen oder sandigen Ufern, sondern
meist in einiger Entfernung vom Fluffe am Fuße der angrenzenden Gebirgszüge,
Schwarzwald und Vogesen zu suchen. Bei Mainz wird der durch den Main der-
stärkte Fluß durch den entgegenstehenden Taunus, an dessen Abhängen, dem
Rh eing au, die herrlichen Weine wachsen, nach Westen abgelenkt. Von Bingen
bis Bonn hat sich der durch die Nahe verstärkte Strom, ohne Zweifel unterstützt
durch Plutonische Zerklüftungen, in nordwestlicher Richtung eine Bahn durch das
niederrheinische Schiefergebirge durchgerissen, ein Thal, das ebenfalls durch seine
Rheinweine berühmt ist. In der Mitte dieser Strecke wird er durch zwei bedeutende
Zuflüsse von Ost und West, Lahn und Mosel (Koblenz), verstärkt, worauf das
Thal etwas weiter wird (Neu Wied er Becken) aber immer noch durch seine Romantik
ausgezeichnet bleibt, bis der abermals eingeengte Strom vor Bonn an den merk-
würdigen Ecksäulen des Siebengebirges für immer ans den Bergen heraustritt und
in die große Tiefebeue Norddeutschlands einströmt.
§ 66. In dem Unterlaufe, der bei Bonn beginnt, hat die große, von den
Zuflüssen aus den oft sumpfigen und schlammigen Seiten-Ländern dickliche Wassermasse
nur noch eine schwache Bewegung; kaum bemerkt man ihr Fließen. Denn das Land
hat selbst keine Senkung mehr, es ist völlig flach, oft liegt es sogar tiefer als das
durch Geschiebe und Schlamm sich immer mehr hebende Flußbett, und muß gegen die
alljährlich wiederkehrenden Überschwemmungen durch Eindeichung des Stromes
mittelst kostbarer Dämme geschützt werden. Wenn es nun vollends dem Meere zu
geht, teilt sich der Strom in mehrere Arme (Waal, Leck, Vecht), so daß seine Ge-
Wässer nur mit Mühe weiterkommen, während er im Oberlaufe Felsen zerriß. Dies
gibt dem Mündungsland eine Gestalt, welche dem griechischen Buchstaben 4 (Delta)
ähnlich ist. Deshalb heißt man überhaupt eine solche Flußmündung, die durch
mehrere Arme eines Stromes gebildet wird, ein Delta. Gewöhnlich ist das Fahr-
Wasser eines Delta weit hinaus ins Meer durch Untiefen für die Schiffahrt gefährlich.
So auch beim Rhein. Der letzte Arm desselben, der alte Rhein, erreicht endlich
bei Katwyk die Nordsee. Sein Mündungsland aber ist das tiefliegende Holland,
wo die kostbarsten Wasserbauten nötig sind, um das Land, besonders auch die großen
Handelsstädte an den Mündungsarmen, vor Überschwemmungen durch Fluß und
Meer zu schützen.
§ 67. Andere Ströme dagegen, die in sehr tiefe Meere sich ergießen, haben
an ihren Mündungen große weite Meerbusen mit trefflichen Häfen (ein negatives
Delta). So Themse, Tajo ;c. In dem Unterlauf eines solchen Stromes können
dann Seeschiffe oft eine große Strecke bis zu einer bedeutenden Handelsstadt (London,
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Extrahierte Ortsnamen: Schwarzwald Basel Basel Schwarzwald Mainz Schwarzwald Mainz Main Bonn Ost Koblenz Bonn Norddeutschlands Bonn Rhein Rhein Holland London
Autor: Behr, Friedrich, Schwarz, Eduard, Frohnmeyer, Immanuel
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
68 Einleitung. B. Die hauptsächlichsten Bodengestalten der Erdoberfläche.
Verkehr den Seehandel aufnimmt. So am Rhein Chur, Konstanz, Schaffhausen,
Basel, Straßburg (Jll und Breusch aus den Vogeseu), und gegenüber Kehl (Kinzig);
Speyer, Mannheim (Neckar), Worms, Mainz (Main), Bingen (Nahe), Koblenz
(Mosel), Bonn (Sieg), Köln, Düsseldorf, Wesel (Lippe), Arnheim, Nymwegen, Dort-
recht , dann Utrecht, Lehden, Rotterdam und Amsterdam, beide letzteren die See-
Handelsstädte der Rheinmündungen.
Die Seitenländer eines größeren Stromes, d. h. Länder, die ihre Flüsse in
sein Bette senden, sind ihm gleichsam uuterthau, haben aber auch teil an seinen
Vorteilen; so das Rh ein gebiet an seiner gegen England und gegen Amerika
geöffneten Weltstellung; uur natürlich diejenigen weniger, die nicht durch leicht schiff-
bare Flüsse, noch durch andere leichte Verkehrsmittel mit seiner Strombahn in Ver-
binduug stehen. Deshalb ist z. B. Basel die erste große Handelsstadt des Rhein-
gebiets, da der Rhein oberhalb wegen Stromschnellen und Wasserfällen nicht schiff-
bar ist, und auch eben so wenig die Aar und irgend ein anderer Seitenfluß. Basel
besitzt daher den ganzen Verkehr der Westschweiz mit der Rhein-Linie, während in
der östlichen Schweiz Rorschach und St. Gallen den Verkehr über den Bodensee
vermitteln.
§ 69. Das Stromgebiet des Rheins, der eine Länge von 180 deutschen
Meilen oder 1 300 km (nach Strelbitzky bloß 1 142 km) hat, beträgt 4 000 Quadrat-
Meilen oder 220 000 qkm und umfaßt beinahe die ganze Schweiz, einen Teil von
Vorarlberg, Schwaben und Baden fast ganz, nur das kleine oberste Flußgebiet der
Donau ausgenommen, gegenüber das Elsaß, weiterhin rechts Franken, Hessen, Nassau,
links Rheinbayern, Luxemburg und Belgien; endlich Rheinpreußen und Holland, —
alles Länder, die ursprünglich zum deutschen Reiche gehörten. — Westwärts grenzen
an das Gebiet des Rheins das der Rhone und Seine in Frankreich, südwärts das
des Po in Italien, ostwärts das tief in seinen Süden eingreifende Gebiet der Donau,
und ein wenig das der Elbe und Weser. So liegt das Rheingebiet im Herzen der
europäischen Kulturwelt, und an den Ufern des Rheins hat sich die Geschichte Ger-
maniens entwickelt, von der zahlreiche Ruinen der Römer, sowie Burgen und Klöster
der glorreichen Kaiserzeit und herrliche Kirchenbauten zeugen.
§70. So haben wir nun die Bodengestaltungen unserer Erde im Einzelnen
ein wenig kennen gelernt, wie sie — in Tiefland, in Hügel- und Bergland, endlich
in Hochgebirge und Alpenland — gesondert und abgestuft, und nach Erdreich
und Bewässerung, Lust und Klima, Pflanzen- und Tierwelt eigentümlich beschaffen
sind; wie sie auch auf den Menschen, der sie zur Wohnstätte erhalten, bedeutenden
Einfluß ausüben. Zur vergleichenden Übersicht seien hier die Profile von 4
Kontinenten beigefügt, welche, in verschiedenen Richtungen und Maßstäben dar-
gestellt, eine gewisse Ähnlichkeit im Ausbau der Erdteile zeigen (Fig. 26—29).
Wir kommen jetzt an die Länder der verschiedenen Völker, und an die
Staaten, die sich in sie geteilt haben. Wir werden hierbei finden, daß sie alle
einen der Grundgestalt ihres Landes entsprechenden Charakter besitzen, der aber durch
das Klima, also z. B. durch die nördlichere oder südlichere Lage, eigentümlich modi-
fiziert ist.
Wir werden ferner in allen Ländern eine große Übereinstimmung zwischen
der Erde und dem Menschengeschlechts finden, so daß wir überall erkennen,
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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Extrahierte Personennamen: Strelbitzky
Extrahierte Ortsnamen: Rhein_Chur Konstanz Schaffhausen Basel Kehl Speyer Mannheim Worms Mainz Main Koblenz Bonn Wesel Arnheim Rotterdam Amsterdam Rheinmündungen England Amerika Basel Rhein- Rhein Westschweiz Rhein-Linie Rheins Vorarlberg Schwaben Baden Donau Hessen Nassau Luxemburg Belgien Holland Rheins Frankreich Italien Donau Rheins Hügel- Hochgebirge
Autor: Behr, Friedrich, Schwarz, Eduard, Frohnmeyer, Immanuel
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Bayern. Die Bayrische Hochebene. 145
zusammen; zugleich ist es der Hauptort der großen Donau-Dampfschiffahrt. Aber
auch in Passau ist starker Verkehr.
5ig. sl. p a s s a u.
Die Donau durchströmt ganz Bayern beinahe in seiner Mitte von West
nach Ost, von Ulm an bis zur Grenze Österreichs bei Passau schiffbar, aber wegen
geringer Tiefe nur für kleine Dampfer. Daher ist sie hier noch kein großer Handels-
ström; und selbst der teure, 24 M. oder 178 km lange Ludwigskanal von
Bamberg am Main bis Kelheim an der Donau (54' breit, 5' tief), zur Verbin-
dnng des Rheins mit der Donau mittelst der Regnitz und der Altmühl, hat zur
Belebung der Douaufchiffahrt wenig genützt; die Konkurrenz der Eisenbahnen hat
ihn lahm gelegt. Diesen Kanal hatte schon Karl d. Große durch die Regnitz und
Schwarzach einerseits, und durch die Sulz und Altmühl andrerseits auszuführen
begonnen; König Ludwig I. hat ihn vollendet.
Das Donauthal durch Bayern ist überhaupt eines der breitesten Thäler
Europas und liegt hoch über dem Meere, 460 m bei Ulm, 290 m bei Passau,
daher an Milde dem Nheinthale nicht zu vergleichen. Die Donau hat aber auch
von Passau an über Wien durch Ungarn zc. noch etwa 300 M. zu durchlaufen,
nachdem sie von ihrem ganzen 380 M. oder 2800 km langen Laufe, vom Ursprünge
an durch Baden und Württemberg 36, durch Bayern 52 M., zusammen erst 88 M.
oder 650 km durchmessen hat.
Nunmehr überschreiten wir die Donau und kommen zu den Bergstufeu,
welche sie und die große Hochebene im Norden begrenzen, nämlich zunächst an
den Franken-Jura.
Lesebuch der Erdkunde. 10
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Extrahierte Personennamen: Karl_d Karl Ludwig_I.
Extrahierte Ortsnamen: Ost Ulm Bamberg Main Kelheim Donau Rheins Donau Schwarzach Europas Ulm Ungarn Baden Württemberg Bayern Donau
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Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Rheinprovinz. Der Hunsrück. 167
Bei A n d e r n a ch nämlich, am Rande der vulkanischen Eisel. nimmt wiederum ein Felsen-
thor den Strom aus, und nun wechseln Einengungen und basaltische Felsmassen mit kleinen
Thalkesseln — worunter die Mündung des Eiselthales der Ahr —, bis da, wo der
Drachenfels des Siebengebirges und gegenüber der dem Wnotan heilige Godesberg,
als 325—465 m hohe riesige Grenzsäulen des Gebirges, sich erheben, und der Strom in
den weitgeöffneten Busen von Bonn hinauszieht. Hier iu der freundlichen Hügelgegend
der alten Römerstadt und 'neuen Hochschule (32000 E.) sagt man dem Gebirge und
seinem romantischen burgerfüllten Thale Lebewohl. Man tritt in die niederdeutsche Tief-
ebene hinaus und wird schon von einem Vorgefühl der Niederlande angeweht, wo nun
bald der Rhein au Köln u. s. w. vorüber nach den reichen Welthandelsstädten am
Meere hinausströmt. — Die Eisenbahn längs des Rheinthales hat sich zwar zu einer der
bewegtesten Weltstraßen emporgeschwungen, doch ist auch die Wasserstraße durch Dampfer
und andere Schiffe, wie durch große Flöße noch sehr belebt.
§ 167. Vom Rheinthale wenden wir uns zu den w e st r h e i n i s ch e n Ge-
birgen. Wie das nassauische Bergland durch die Lahn, so ist das westrheinische durch
die dasselbe von Süd-Westen nach Nord-Osten durchfurchende Mosel in zwei Half-
ten geteilt, jede von eigentümlichem Charakter: die Südhälfte beherrscht vom Huns-
rück, ähnlich dem Taunus; die Nordhälfte erfüllt von der Eifel, verwandt dem
Westerwalds jedoch rauher, wilder, vulkanischer.
5ig. 56. Das Siebengebirge von Godesberg aus.
ist ein weites, kaltes Waldgebirge, das mit mehreren unterbrochenen, von Süd-West
nach Nord-Ost ziehenden Abteilungen die 500 in hohe rauhe Landschaft zwischen
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Extrahierte Ortsnamen: Westfalen Westfälische Bochum Dortmund Soest Hamm Westfalen Corvey Höheuzugeshiuaus Westfalen Paderborn Westfalen Nassau Hessen Westfalen Deutschland Westfalen Arnsberg Minden Sachsen Westfalen Deutschlands Holland
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Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
238
Ii. Das Deutsche Reich.
Die Nordsee ist ein großer, weit offener und flacher Meerbusen des Atlauti-
schen Ozeans, nach 2 Richtungen zu ihm geöffnet: nach S.w. zwischen dem Fest-
lande (Frankreich) und England durch den „Kanal", nach N.w. um Großbritannien
her. Umschlossen wird sie im S. von den Festlandsküsten Deutschlands und der
Niederlande, im W. von Großbritannien, im O. von Norwegen und Dünemark.
Zwischen diesen beiden letzteren dringt die Nordsee im Skagerrak und Kattegat in die
Ostsee ein. Sie ist, da die Holländer, Briten, Norweger und Dänen Bruderstämme
des deutschen Volkes sind, — das eigentlich Deutsche Meer.
Die Nordsee ist der größte Meerbusen Europas, beinahe so groß als das
Deutsche Reich, nämlich 9700 Q.-M. oder V2 Mill. qkm (mit dem Skagerrak);
sie mißt von Calais bis Stadtland (Norwegen) 160 M. und in der Breite von
England bis Dänemark an 80 M. Die deutsche und dänische Küste sind durch
Bänke und Untiefen schwer zugänglich und hafenarm, nur in den großen Flußmün-
düngen find brauchbare Häfen; die Westküste von Jütland ist wohl die gefährlichste
von allen, besonders bei W.n.w.-Wind. Aber auch in der Mitte hat die Nordsee
große Sandbänke, ihre Tiefe betrügt da 40—70 m (nur in einer schmalen Rinne
längs der norwegischen Küste bis 700 m). Ebenso sind ihre veränderlichen
Strömungen schwer kennen zu lernen: eine zieht aus dem Ozean durch den Kanal
nach N.o., eine entgegengesetzte aus der Ostsee heraus nach S.w. (welche daher
rührt, daß die Ostsee mehr Wasser erhält als verdunstet). Die Flut steigt an den
deutschen, überhaupt an den südlichen Küsten 9 — 10', während sie nach N. sehr
gering wird; dagegen erreicht sie an jenen bei Sturmfluten wohl 20'; im Jahr
1825 an der schleswigschen Küste 25'. In den Flußmündungen treibt die Flut
das Wasser bis weit landeinwärts zurück, in der Ems 8 M., in der Weser 9 M.
bis Vegesack, in der Elbe sogar oft 20 M., noch 5 M. oberhalb Hamburg; bei der
Ebbe fließen dann die Gewässer um so schneller ab. Diese Doppelbewegung der
Ströme ist eine für die Schiffahrt höchst wohlthätige Einrichtung: sie erhält die
Flußbetten tief und fördert das Auf- und Abwärtssegeln. — Auch die vielen Un-
tiefen und Sandbänke haben ihren Nutzen: sie fördern den (Austern- und) Fischreich-
tum, der in der Nordsee sehr bedeutend ist und die Fischerei, besonders den Härings-
fang, zu einem großartigen Erwerbe gemacht hat.
Die Nordsee hat ein großes Wassergebiet in den dieselbe umgebenden
Ländern. Das größte freilich in Deutschland, mit dem Rhein aber dringt es ins
Herz der Alpen vor, bis nur noch 33 M. vom Mittelmeer (Genua). Ihr ganzes
Gebiet in Deutschland beträgt ungefähr 5300 Q.-M. oder fast 300 Oooqkm., und
der ganze Umfang ihres Gebiets, mit Holland, Belgien, dem Nordosten von Frank-
reich, der Schweiz, dem größeren Teil von England und Schottland, dem Süden
von Norwegen und der dänischen Halbinsel Jütland, umfaßt 11000 Q.-M. oder
616 000 qkm, von welchen also alle Gewässer in die Nordsee strömen, und ihre
Schiffe in die Nordsee tragen.
Daher gehört die Nordsee samt dem „Kanal", seitdem der Atlantische Ozean
durchschifft wird, zu den Weltverkehrsmeeren erster Klaffe, indem der ganze Welt-
Handel von London, Hamburg und Bremen, von Holland und Belgien, wie auch
der Ostseestaaten, seine Wege durch die Nordsee zu nehmen hat.
Z 229. Von geringerer Wichtigkeit ist das andere deutsche Meer, die Ostsee.
Sie bespült die ganze lange Küste von Jütland und Schleswig bis Ostpreußen;
weiterhin die russischen Ostseeprovinzen, Finnland, Schweden und Dänemark.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein]]
TM Hauptwörter (200): [T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa]]
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich England Deutschlands Niederlande Norwegen Nordsee Ostsee Europas Norwegen England Nordsee Weser_9_M. Vegesack Hamburg Nordsee Deutschland Rhein Genua Deutschland Holland Belgien Frank- Schweiz England Schottland Norwegen Nordsee Nordsee London Hamburg Bremen Holland Belgien Finnland Schweden
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
•240
Ii. Das Deutsche Reich.
Die Ostsee hat ein bedeutend größeres Wassergebiet als die Nordsee: vom deutschen
Reich hauptsächlich das Gebiet der Oder, ganz Polen und ein großes Stück von
Rußland mit den Gebieten von Weichsel, Njenien und Düna, dann Finnland, bei-
nahe ganzschweden und Dänemark, zusammen etwa 32 000o.-M. oder 1 740000 qkm.
Durch die süßeu Gewässer aller dieser Landmassen wird der Salzgehalt der Ostsee
herabgedrückt, weshalb sich im Winter auch mehr Eis bilden kann.
Einst hat die Ostsee eine größere Rolle im Welthandel und Weltverkehr ge-
spielt — als das Hauptmeer der deutschen Hansa, deren Glanzpunkte die Städte
Lübeck und Nowgorod waren.
Im Gegensatz zur Nordsee, die von lauter germanischen Völkern umgeben ist,
teilen sich in die Ostsee germanische, slavische (lettische) und finnische Völker.
§ 230. Obgleich nun das Deutsche Reich von zwei Meeren bespült wird, so
ist es doch kein ozeanisches Land, da diese Meere nirgends tief in seine Land-
masse eindringen, nirgends große Meerbusen noch Halbinseln bilden. Die Küsten-
linien sind vorherrschend geradlinig. Von der Umsangslinie des Deutschen Reiches
mit 1032 M. oder 7674 km fallen nämlich auf die Nordseeküste 100 M. oder
740 km, und aus die Ostseeküste 232 M. oder 1730 km, somit hat das Deutsche
Reich 333 M. oder 2470 km Seegrenzen, den dritten Teil seines Umsangs, Land-
grenzen aber an 700 M. oder 5200 km. Es ist also vorherrschend ein Binnen-
land. Um so schwerer wird es ihm, eine Seemacht zu werden, verglichen mit
den kleineren, aber ganz ozeanischen Staaten Holland und Dänemark.
Zudem sind die Mündungen seiner zwei Haupt ströme außerhalb
seiner Grenzen: die Rhein-Mündnngen besitzt Holland, die Donau endet in
Rumänien.
Von den Strömen durchfließt nur der Rhein ganz Deutschland von Süden
bis Norden durch alle 3 Bodengebiete; die Donau mit ihren Hauptzuflüssen,
unter denen der Inn der bedeutendste ist, gehört dem Alpen- und Mittelgebirgsland
an, und findet erst außer Deutschland ihr Tiefland. Die Ems durchzieht bloß
das Tiefland; Weser und Elbe Mittelgebirge und Tiefland; Oder, Weichsel
und M e m e l wieder nur Tiefland.
So trefflich diese Ströme durch Deutschland verteilt sind, so gute Wasser-
straßen sie meist mit nicht großen Kunstbauten hätten werden können: so hat doch
die Zersplitterung Deutschlands in die vielen Staaten, die fast einzig hohe Einnahmen
von den Strömen zu ziehen suchten und beim Rhein noch dazu der Anteil außer-
deutscher Staaten an seinem Laufe, beinahe das Gegenteil zuwege gebracht. Doch
sind in jüngster Zeit viele Hindernisse der Schisfahrt teils durch Regulierung der
Flußbetten, teils durch Aufhebung der Zölle beseitigt worden.
Das deutsche Reich besitzt unter seinen 150 Flüssen etwa 60 schiffbare. Die Wasser-
straßen (Flüsse und Kanäle zusammen) betragen eine Länge von 1700 M. oder 12440 km
(ungefähr wie in Frankreich), worunter 70 Kanäle mit 2000 km Länge (dagegen in
Frankreich 4500 km). Prüft man jedoch die natürlichen Wasserstraßen hinsichtlich ihrer
Brauchbarkeit für die Schiffahrt, so findet man, daß, mit Ausnahme des Rheins und der
Elbe, die Flüsse höchstens in ihrem Unterlaufe mit Vorteil schiffbar sind, und daß auch
aus vielen Kanälen der Verkehr verhältnismäßig gering ist.
Die wichtigsten Kanäle sind: in Bayern der Ludwigskanal, 24 M. (178 km) l.
(s. S. 145) zur Verbindung des Rheins mit der Donau (mittelst der Regnitz und der
Altmühl). Preußen besitzt die Masnrische Wasserstraße 22 M. sl64 km) und den
El bin g-Oberländischen Kanal 27 M. (196 km) in Ostpreußen; 2 in Brandenburg
zur Verbindung der Elbe mit der Oder, nämlich den Friedrich-Wilhelms- oder Müllroser
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Extrahierte Ortsnamen: Polen Finnland Ostsee Ostsee Nordsee Deutsche
Reich Holland Rhein-Mündnngen Holland Donau Rumänien Rhein Deutschland Donau Deutschland Deutschland Deutschlands Rhein Frankreich Frankreich Rheins Rheins Donau Masnrische_Wasserstraße Ostpreußen Brandenburg
Autor: Behr, Friedrich, Schwarz, Eduard, Frohnmeyer, Immanuel
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Nordseekiiste.
299
Heideboden, worin zahlreiche „Veene" oder Hochmoore Zerstreut liegen, öde düstere Sumpf-
strecken ohne Baum und Strauch.
Von den Sandsteppen ist die größte das „Kempenland", die Camp ine, auf
der Mitte der Südgrenze bis nach Belgien hinein. Schwaches Sandgehügel tritt
namentlich in der Mitte des Landes auf: östlich von Utrecht die Amerssoorter Berge,
die Hügel der Veluwe nördlich von Arnheim, und einige in der Ostmitte (Overijssel).
Von den vielen und zum Teil großen Mooren sind die größten: im Norden
das „Bourtanger Moor" an der Grenze von Hannover, das weithin nach Süden
über die Vechte (nicht Vecht) im „Salland" bis zur mittleren Jjfsel fortsetzt, als das
große „Grenzmoor"; — im S. der „Peel", 8 M. lang, bis 12' tief. Alle liefern
Torf in Menge, sind aber höchst traurige Erdgegenden. Manche Städte sind hier
rings von Morästen umgeben.
§ 284. Übrigens sind durch das Zuströmen der Gewässer, insbesondere des
Rheins und der Maas, viele Landstriche, namentlich in Geldern und Holland, fast
jährlichen Überschwemmungen ausgesetzt, welche die Dämme durchbrechen oder
überströmen, und ganze Gegenden mit Wasser und Sand bedecken. Noch weit gefähr-
licher ist die Nordsee in den Küsten-Provinzen Holland und Seeland, Friesland
und Gröningen. Ein großer Teil all dieses Küstenlandes nämlich — es sind 110 M.
Seeufer — liegt so niedrig, daß es mit dem Meer in gleicher Höhe steht, ja stellen-
weise tiefer als das Meer, bis 8 m; — dieß sind aber oft die fettesten Marschländer,
besonders auf den Inseln von Seeland, dann an der Zuider See in Nordholland
und Utrecht, wo daher die vortrefflichste Viehzucht herrscht. In Süd- und Nord-
Holland sind diese Küstenmarschen durch Dünen geschützt, die der Seewind aus
Meeressand aufgeworfen hat, und die zum Teil eine Höhe von 30—60 m erreichen.
Damit sie nicht weiter landeinwärts geweht werden, hat man sie mit Schilfgras be-
pflanzt. Die übrigen Küsten aber, denen die Dünen mangeln, mußten gegen die
Einbrüche des Meeres, sowie gegen die Gewalt der großen Ströme, mit großer Mühe,
Kunst und Aufwand durch Deiche verwahrt werden, große Dämme, deren Gerippe
aus dicken Holzklötzen besteht, die in den Boden gerammt sind. Dazwischen wird
Erde geschüttet, sodann der Damm mit einem Flechtwerk von Weiden besetzt, mit
Bäumen bepflanzt, und auf der Wasserseite mit Mauerwerk oder mit starken Pfählen
als Wellenbrechern versehen. Aber hohe Fluten und Stürme aus N.-W. durch-
brechen dennoch zuweilen die Deiche, und richten fürchterliche Verheerungen an, wie
am 3. und 4. Februar 1825. Da wo Gefahr ist, wird dann beständig gewacht, man
erhöht die Dämme, errichtet landeinwärts neue u. s. f. — Wenn man zum ersten
Mal vom Binnenlande her an diese Deiche kommt, und nun 5— 6 m über seinem
Kopfe das Rauschen der Meereswogen und das ununterbrochene Wälzen derselben
gegen den Damm hört, wird man von einem wahren Schrecken ergriffen.
So steht in diesem Lande der Mensch in fast beständigem Kampfe mit dem
Elemente. Er war genötigt, alle seine Kräfte und Talente aufzubieten, um sich und
seine Wohnstätte zu behaupten. Daher sind auch hier Werke geschaffen und Arbeiten
ausgeführt worden, die Holland zu einem der merkwürdigsten Länder der Welt machen.
In Seeland allein erstrecken sich die gewaltigen Dämme auf eine Länge von 100
Stunden; und das auf einem Boden, der einem großen Schwämme gleicht, der sich
infolge der Ebbe und Flut täglich 2 Mal vollsaugt und 2 Mal sich wieder entleert;
die großartigsten dieser Dämme sind die auf der S.-W.-Spitze der äußersten Insel
Walcheren, sowie die an der N.-W.-Spitze von Holland beim Helder.
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Extrahierte Ortsnamen: Belgien Utrecht Arnheim Overijssel Hannover Rheins Holland Holland Seeland Friesland Seeland Nordholland Utrecht Süd- Nord-
Holland Holland Seeland Holland
Autor: Behr, Friedrich, Schwarz, Eduard, Frohnmeyer, Immanuel
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
300
Iv. Die Niederlande.
Die schönsten Teile der Provinz Nordholland waren bis vor 250 Jahren noch
Seen. Erst vor 30 Jahren ist dort das 3 O.-M. große und 5 in tiese Haarlemer
Meer, durch Einbrüche der Nordsee im Jahr 1539 entstanden, trocken gelegt worden,
und ist nun (seit 1852) tragbares, zum Teil sehr fruchtbares Land, von 12000 Men-
schen bewohnt. Darauf wurde die Eindeichung und Trockenlegung von Süd-Beve-
land (der südlichsten Insel des Landes) beschlossen, deren Ostseite, mehrere Quadrat-
Meilen schönes Marschland, seit 330 Jahren ertrunken liegt; ein schwerer Südwest-
stürm verschlang sie 1532 samt allen ihren Bewohnern, Städten und Dörfern. Ja,
man geht schon an die Austrocknung der Zuidersee, da der „Seewolf", der dort bis
in des Landes Herz durchgedrungen ist, immer weiter um sich frißt und der Busen
sich immer tieferen Grund wühlt; die südliche Hälfte (bis Enkhuizen) trocken zu legen,
wird freilich 119 Mill. Gulden kosten, aber es werden 19 500 ha Land gewonnen.
§ 285. Das Klima ist in den höher liegenden südöstlichen Gegenden, in der
Ostmitte, und in Gröningen gesund; je mehr man sich aber den Verzweigungen der
großen Flüsse und dem Meere nähert, desto feuchter, dicker, trüber und schwerer wird
die Luft. Die Metalle rosten leicht, Holzwerk fault schneller; in heißen Sommern
ist die Ausdünstung der Kanäle oft unerträglich, obgleich man das Waffer durch
Windmühlen in Bewegung setzt Zwar reinigen Seewinde die Luft; allein die Masse
der wäfsrigeu Berdünstung, die oft dichte Nebel („Mist") erzeugt, ist zu groß, das
Trinkwasser zu schlecht, um uicht Fieber und andere Krankheiten zu erzeugen, daher
die große Reinlichkeitsliebe der Holländer eigentlich Laudesbedürfnis ist.
Die Erzeugnisse des Landes sind durch das hier herrschende Seeklima bedingt,
das zwar mild, aber sehr veränderlich ist, durchschnittlich regnet es au 3 Tagen in der
Woche; strenge Winter sind noch häufiger als warme Sommer. Obst und Waldung
gedeihen nur uoch an den Grenzen des Binnenlandes. Dagegen ist hier das Land
der Gemüse, der Gartenzucht und der Futterkräuter, der schönen Wiesen und Vieh-
weideu, besonders iu Holland, Fliesland und Groningen, deren Viehzucht und Milch-
Wirtschaft bekannt sind: Edamer und Limburger Käse (letzterer von Schafmilch), Butter
von Leijden und Delft, schweres fleischiges Rindvieh, besonders in Nordholland (in der
besten Jahreszeit liefert eine Kuh täglich fast 24 Maß Milch, und bringt jährlich gegen
1 Etr. Butter und 200 Pfd. Käse ein). Durch die Ebenheit des Bodens und die vielen
Kanäle wird der Feldbau, und die Verwertuug der Bodenerzeugnisse, sehr begünstigt.
Die fruchtbarsten Gegenden sind in Seeland und Geldern. Auch die Landschaften von
Utrecht nach Amsterdam, und vou da uach Haarlem, gleichen einem unermeßlichen Garten.
Es wird vorzugsweise der Bau von Handelsgewächsen betrieben, wie Flachs, Häuf,
Krapp, Ölfrüchte, Tabak, Hopfeu, Gemüse und die weltberühmte Blumenzucht, Haupt-
sächlich vou Lilienarten (für eine einzige Blumenzwiebel sind schon über 1000 fl. bezahlt
worden; zwischen Alkmaar und Leijdeu rechnet man über 20 Morgen Landes voll Hya-
zinthen). Feine Sorten Gemüse, dann Spalierobst, Erdbeeren und dgl. werden in nn-
geheurer Meuge für die Städte u. s. w. gezogen. So gehen von Anfang des Sommers
täglich ans dem Dorfe Alsmeer nur an Erdbeeren 2 Fahrzeuge voll nach Amsterdam. Alles
dieses ist einträglicher als der Getreidebau, für den sich der Boden nur in Seeland und
in Friesland eignet. Gerade die fruchtbarsten Landstriche, die Marschen werden mehr
zur Viehzucht benützt; daher das meiste Getreide vom Ausland bezogen wird. Im
Ganzen sind etwa 2|3 des Bodens fruchtbares Land. Dem Fremdling fallen die Acker-
wagen ^ohne Deichsel auf; man braucht keine, weil es keine Abhänge gibt. In kalten
Wintern aber zieht alles, auch die Weiber, auf den gefrorenen Spiegeln der Kanäle und
der überschwemmten Wiesen mit Schlittschuhen zu Markte, die Stummelpfeife im Munde,
den Korb auf dem Kopf.
Da Steine und Holz rare, kostbare Dinge sind, so baut man die Häuser aus Ziegel-
steinen (vou ausgegrabenem Schlamm) und zum Kalkbrennen verwendet man Muscheln
vom Seestrande. Für den Wasserbau wird viel Traß von der Eifel (Andernach) be-
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TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs]]